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Informationsreihe Schlaganfall

Einblicke und Interviews

An dieser Stelle möchten wir Ihnen Einblicke in die Schlaganfallforschung und die Schlaganfallversorgung geben.

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Porträt von Prof. Dr. med. Christian Nolte

Schlaganfall – Unterschiede zwischen Mann und Frau?

Interview mit Prof. Dr. med. Christian Nolte

Leiter der Schlaganfall-Spezialstation (Stroke Unit) der Klinik für Neurologie am Charité Campus Benjamin Franklin und Forscher im CSB


Unterscheidet sich die charakteristische Schlaganfallpatientin von ihrem männlichen Gegenstück?
Es gibt mehrere Unterschiede. So sind Frauen, die einen ischämischen Schlaganfall – also einen Schlaganfall bei dem ein Gefäß verstopft ist –  erleiden, im Mittel fünf Jahre älter als die erkrankten Männer. Frauen leben auch signifikant häufiger bereits in einem Pflegeheim. Die Quelle für den Schlaganfall ist bei Frauen häufiger im Herzen zu finden, z. B. ein Vorhofflimmern. Bei Männern ist häufiger die Verkalkung der großen Gefäße ursächlich. Das mag auch daran liegen, dass Frauen mit einem Schlaganfall seltener geraucht haben und Rauchen wesentlich zur Gefäßverkalkung beiträgt. Interessanterweise bekommen Männer mit höherer Wahrscheinlichkeit als erstes vaskuläres Ereignis einen Herzinfarkt, während Frauen mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall erleiden.



Wie gut erholen sich Frauen nach einem Schlaganfall, gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern?
Frauen erholen sich tendenziell schlechter von einem Schlaganfall als Männer. Sie leben nach einem Schlaganfall häufiger in Pflegeheimen und entwickeln häufiger Depressionen. Dies liegt aber vermutlich auch an dem höheren Alter, in dem sie den Schlaganfall erleiden, dem schlechteren Gesundheitszustand bereits vor dem Schlaganfall und daran, dass sie häufiger ohne Partner leben. Hinzu kommen Begleiterkrankungen, wie Herzinsuffizienz, die bei Schlaganfallpatientinnen häufiger vorliegt als bei Schlaganfallpatienten. Diese Begleitumstände tragen möglicherweise dazu bei, dass Frauen schlechter auf bestimmte Therapien, wie die Operation an der Halsschlagader oder vermutlich auch die Lyse-Therapie, ansprechen.



Nach landläufiger Meinung achten Frauen mehr auf ihren Körper als Männer. Wissen sie auch mehr über Schlaganfallsymptome und -risikofaktoren?
Ja, mehrere wissenschaftliche Arbeiten, unter anderem auch aus unserer Arbeitsgruppe, konnten nachweisen, dass Frauen in der Regel besser über Schlaganfallsymptome und -risikofaktoren informiert sind. In Berlin konnten wir zeigen, dass Frauen mehr Risikofaktoren benennen können als Männer und auch für Aufklärungskampagnen empfänglicher sind. Interessanterweise sind Frauen in Entwicklungsländern aber nicht besser informiert als Männer.



Gibt es frauenspezifische Risikofaktoren oder Risikofaktoren von denen vorrangig Frauen betroffen sind?
Wie erwähnt leiden Frauen bei ihrem Schlaganfall bereits häufiger an Vorhofflimmern und an einer Herzinsuffizienz. Andererseits haben sie aber seltener geraucht, haben seltener eine bekannte Herzkranzgefäßverkalkung (KHK) und seltener eine Halsschlagaderverkalkung. Außerdem haben Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht schwanger sind, ein niedrigeres Schlaganfallrisiko als schwangere Frauen. Schwangerschaft – und auch bestimmte Hormontherapien – gehen also mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einher.

AG Nolte

Weitere Informationen über die Forschungsgruppe von Prof. Dr. med. Christian Nolte finden Sie hier.