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Informationsreihe Schlaganfall

Einblicke und Interviews

An dieser Stelle möchten wir Ihnen Einblicke in die Schlaganfallforschung und die Schlaganfallversorgung geben.

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Studie zu Schlaganfallkomplikationen durch Traumaerlebnisse und Stress

Prof. Dr. med. Golo Kronenberg

Stv. Leiter Zentrum für Depressionen, Angsterkrankungen und Psychotherapie

Porträt von Prof. Dr. med. Golo Kronenberg

Die interdisziplinäre SATURN-Studie (SchlagAnfallkomplikationen durch TraUmaeRlebNisse und Stress) untersucht, inwiefern sich frühere Traumatisierungen und psychosozialer Stress – z.B. durch Kriegserfahrungen in der Kindheit – auf die körperliche und seelische Gesundheit nach einem Schlaganfall auswirken. "Unsere Hypothese ist, dass jene Schlaganfallpatienten, die in ihrer Vergangenheit ein Trauma erlitten oder eine posttraumatische Belastungsstörung (kurz: PTBS, siehe Infobox) entwickelt haben, mehr Komplikationen, einen schlechteren Heilungsprozess und eine geringere Lebensqualität aufweisen", sagt der Psychiater Golo Kronenberg von der Charité. "Zudem glauben wir, dass diese Patienten eher gefährdet sind, eine erneute PTBS aufgrund des Schlaganfalls zu entwickeln." Kronenberg leitet zusammen mit der Neurologin Karen Gertz, ebenfalls von der Charité, die SATURN-Studie, welche voraussichtlich im August 2016 starten und 18 Monate lang laufen wird. Unterstützt werden Kronenberg und Gertz durch die Studienärztin Johanna Schöner.

In der Studie werden insgesamt ca. 1000 Schlaganfallpatienten der Charité ein Jahr nach ihrem Schlaganfall postalisch befragt. Der Fokus der versendeten Fragebögen liegt auf der PTBS und früherer Traumatisierung; zudem werden Informationen über den gegenwärtigen psychischen und körperlichen Gesundheitszustand ermittelt.

Die PTBS wird oft mit Kriegsgeschehnissen, Vergewaltigung, Naturkatastrophen oder körperlicher Gewalt in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist die PTBS aber auch eine wichtige Folgeerscheinung von körperlichen Erkrankungen – etwa jeder fünfte Schlaganfallüberlebende entwickelt eine PTBS. Es ist besonders wichtig, diese Patienten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, da sie ein höheres Rückfallrisiko, eine schlechtere Lebensqualität und eine höhere Sterblichkeit aufweisen.

Umgekehrt ist die PTBS ein wichtiger Risikofaktor für Gefäßkrankheiten – Studien berichten von einem bis zu dreifach erhöhten Schlaganfallrisiko bei Patienten mit einer PTBS.

Kronenberg: "Die SATURN-Studie könnte relevante neue Erkenntnisse über die Spätfolgen und Komplikationen von Traumatisierung erbringen – und gleichzeitig auch einen wichtigen Beitrag zur effektiven und frühzeitigen Verhinderung von PTBS-Symptomen nach Schlaganfall leisten."

Durch die Ankunft hunderttausender Menschen in Europa, welche aus Krisen- und Kriegsgebieten geflohen sind und oft verschiedenste Formen der Gewalt erlebt haben, ist das Thema "Traumatisierung" in letzter Zeit in den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt. Gleichzeitig haben die Jahrgänge, die als Kinder im oder nach dem Zweiten Weltkrieg schwer traumatisiert wurden, heute ein Alter erreicht, in dem Schlaganfälle gehäuft auftreten. Es ist also davon auszugehen, dass das Erkennen, Verhüten und Behandeln von Traumafolgen in der Zukunft auch im Kontext Schlaganfall zunehmend wichtiger wird.

Typische Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung

  1. Wiedererleben:
    Das Erlebte drängt sich unwillkürlich wieder auf, z.B. in Form von Flashbacks oder Alpträumen. 
     
  2. Vermeidung:
    Orte, Personen oder Situationen, die an das Ereignis erinnern, werden vermieden. 
     
  3. Negative Veränderung von Gedanken oder Gefühlen:
    z.B. „emotionale Taubheit“, Schuldgefühle, Interessensminderung, Gedächtnisverlust.
     
  4. Veränderungen in der Erregbarkeit und den Reaktionen:
    erhöhte Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit, Wutausbrüche, Konzentrations- und Schlafstörungen.

AG Gertz/Kronenberg

Weitere Informationen über die Forschungsgruppe von Prof. Dr. med. Karen Gertz und Prof. Dr. med. Golo Kronenberg finden Sie hier.